Veranstaltungen 2009

PraktikerInnen-Seminare zu Trauma assoziierten Störungen

Vertiefungstag

Traumabedingte strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit
- eine Einführung in Theorie und Praxis

Herr Dr. Ellert Nijenhuis

Dieser Workshop bietet eine Einführung in die Theorie der Strukurellen Dissoziation und ihre Anwendung in den verschiedenen Behandlungsphasen chronisch traumatisierter Menschen. Die Theorie der Strukturellen Dissoziation geht davon aus, dass durch Traumatisierungen das psychobiologische System einer Persönlichkeit in spezifischer Weise aufgeteilt wird.

Diese basale Aufteilung vollzieht sich grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen psycho-biologischen Handlungssystemen: Einem System, das die Alltagsbewältigung und das Überleben der Art steuert (z.B. Bindung, Exploration, Spiel) sowie einem (Verteidigungs-) System, das das Überleben des Individuums bei massiver Bedrohung ermöglicht. Der Workshop beleuchtet den Zusammenhang zwischen dem Zusammenbruch der integrativen Kapazität während der Traumatisierung und der dadurch induzierten Entwicklung verschiedener dissoziierter Anteile der Persönlichkeit.

Es wird detailliert beschrieben, durch welche mentalen und verhaltensmäßigen Handlungen die chronische Dissoziation aufrecht erhalten wird und welche spezifischen, integrativen Handlungen notwendig sind, um die Dissoziation zu überwinden und damit situationsangepasster auf die Herausforderungen des täglichen Lebens zu reagieren. Das aus dieser Theorie abgeleitete phasenorientierte Behandlungsmodell bildet die Grundlage für die effektive Behandlung chronisch traumatisierter Menschen. Insbesondere helfen diese Interventionen spezifische Trauma bezogene  Ängste zu überwinden:

  • Ängste vor Bindung und Bindungsverlust, sowie vor den dissoziierten Anteilen untereinander (Phase 1)
  • Ängste vor traumatischen Erinnerungen  (Phase 2)
  • Ängste vor normalen Alltagsrisiken, Veränderungen, Intimität und Nähe (Phase 3).

Theorie und Behandlungstechniken werden anhand von Videodemonstrationen, Falldarstellungen und Übungen vermittelt.

Dr. Ellert Nijenhuis - klinischer Psychologe, Psychotherapeut und Forscher – arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit chronisch traumatisierten PatientInnen und ist einer der weltweit führenden Dissoziationsforscher. Er promovierte am Medical Department of the Vrije Universiteit Amsterdam über die "Somatoforme Dissoziation". Zusammen mit Prof. Onno van der Hart und Kathy Steele entwickelte er die "Theorie der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit". Für seine außergewöhnlichen Beiträge zu Diagnose, Behandlung, Forschung und Ausbildung im Bereich der dissoziativen Störungen erhielt er 2002 den Rang eines Fellows und wurde 2004 von der Königin der Niederlande zum Ritter geschlagen. Er arbeitet im Outpatient Department of Psychiatry of Mental Health Care Drenthe (Assen, Niederlande), wo er sich insbesondere der Diagnose und Therapie von schwer traumatisierten PatientInnen widmet. Er hat zahlreiche klinische und wissenschaftliche Beiträge zu diesem Thema in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht, zuletzt „Das verfolgte Selbst“.